Marcel Nathanael Kosch, Dissertation, Fachbereich Physik der Universität Hamburg, 2023 :

"Untersuchung von Quantengases in einem dynamisch verstellbaren optischen Gitter mit Subgitterplatzauflösung"


"Studying Quantum Gases in a Dynamically Tunable Lattice with Sub-Lattice-Site Resolution"



Summary

Kurzfassung

Ultrakalte Quantengase in optischen Gittern bieten eine vielseite Plattform zur Simulation von Quantensystemen in echten Festkörpern, da sie der Erstellung reiner Systeme mit hoher Kontrolle über deren Parameter und Zugang zu zusätzlichen Observablen ermöglichen. In dieser Arbeit werden neuer Methoden vorgestellt und eingesetzt, um Zugang zur Ortsraumdichteverteilung sowie dynamische Kontrolle der Geometrie des Systems zu erlangen. Das erste zentrale Ergebnis dieser Arbeit ist ein neuer Abbildungsansatz, der basierend auf Materiewellenoptik die Dichteverteilung in einem optischen Gitter um bis zu einem Faktor von etwa 90 vergrößert. In Verbindung mit einer üblichen Absorptionsabbildung ermöglicht dies eine Auflösung unterhalb der Gitterkonstante und gibt Zugang zu der integrierten Ortsraumdichte unseres optischen 2D Gitters. Der wesentliche Baustein dieser Methode ist eine Entwicklungszeit von einer viertel Periode in einem harmonischen Potential im Anschluss an das Abschalten des optischen Gitters, die die anfänglichen Positionen der Atome auf ihre Impulse überträgt. Durch eine anschließende freie Fallzeit werden diese Impulse auf ein vergrößertes Bild der anfänglichen Positionen übertragen. Auf diese Weise ist die Tiefenschärfe der Abbildung sehr groß, wodurch 3D Systeme abgebildet werden können. Die Methode wird im Detail charakterisiert und mithilfe der Einzelplatzbesetzungen wird eine hochpräzise Thermometrie des Systems über den BEC Phasenübergang durchgeführt. Unter Einsatz von Magnetresonanzen wird zudem das Ansprechen einzelner Gitterplätze demonstriert. Im folgenden Abschnitt wird die Kontrolle über das Quantensystem verbessert, indem ein neuer optischer Gittertyp eingesetzt wird. Dieser verwendet verschiedene Frequenzen um dynamische Kontrolle über die Geometrie bei gleichzeitig hoher passiver Stabilitität zu erlangen. Im Fall unserer hexagonalen Gitterstrahlanordnung ermöglicht dies, innerhalb weniger Mikrosekunden zwischen Honigwaben-, Bornitrit- und Dreiecksgitter zu schalten. Die Geometrie eines gegebenen Satzes von Gittervektoren und relativen Strahltiefen wird vollständig von der neu eingeführten Geometriephase beschrieben. Deren fundamentale Bedeutung wird auch erkennbar durch ihr Auftauchen als gestaffelter Fluss im zugehörigen Impulsraumgitter. Unter Verwendung der hohen Durchstimmbarkeit der Geometrie werden Atome in höhere Blochbänder übertragen und ihre Dynamik im Ortsraum gemessen. Die Durchstimmbarkeit kann auch als Hilfsmittel für eine volle Zustandstomographie verwendet werden, was anhand einiger vorläufiger Messungen vorgestellt wird. Darüber hinaus werden beispielhafte Umsetzungen eines quasiperiodischen- und eines 3D-Gitters im Multifrequenzentwurf vorgeschlagen, die ebenfalls jeweils verstimmbare Geometriephasen aufweisen. Der letzte Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit entstehenden Dichtestrukturen im Ortsraum in gekippten Gittern verschiedener Geometrien, die mittels unseres Quantengasvergrößerers aufgelöst werden. Dies erlaubt insbesondere die Beobachtung einer sich ausbildenden Dichtewelle, die spontan die Translationssymmetrie des zugrundeliegenden Dreiecksgitters bricht, was über wechselwirkungsinduzierte Paartunnelprozesse erklärt wird. Weiterhin wird self-trapping und der Aufbau von Ringstrukturen entlang von Äquipotentiallinien beobachtet.

Titel

Kurzfassung

Summary

Ultracold gases in optical lattices provide a versatile simulation platform of real solid-state quantum systems as they offer clean systems with a high degree of control over the systems parameters and access to additional observables. In this thesis, new methods to get access to the real space density distribution and a dynamic control of the systems geometry are presented and employed. The first main result presented in this thesis is a new imaging approach, which uses matter wave optics to magnify the density distribution in an optical lattice by up to a factor of around 90. In combination with standard absorption imaging, this allows sublattice resolved access to the integrated real space density in our 2D optical lattice. At the heart of the method is a quarter period evolution time in a harmonic potential following the shut off of the optical lattice, transforming the initial atomic positions to their momenta. A subsequent free fall time transfers these momenta to a magnified image of the initial positions. In this way, the depth of focus of the imaging is very large, allowing to image 3D quantum systems. The method is characterized in detail and using the single site populations high precision thermometry of the system across the BEC phase transition is demonstrated. By utilizing magnetic resonance techniques, also the addressing of individual lattice sites is shown. In the next part, the control over our quantum system is improved by employing a novel type of optical lattice. It uses different frequencies to allow for a dynamic geometry control while offering high passive stability. In the case of our hexagonal lattice beam arrangement, this allows to tune between honeycomb, boron nitride and triangular lattices within a few microseconds. The geometry for a given set of lattice wave vectors and beam balances is fully described by the newly introduced concept of a geometry phase. Its fundamental importance is highlighted by also appearing as a staggered flux in the corresponding momentum space lattices. Using the high tunability, atoms are transferred into higher Bloch bands and their dynamics measured in real space. The tunability can also be used as a tool for full state tomography measurements, which is presented in a set of preliminary measurements. Furthermore, exemplary realizations of a quasiperiodic and a 3D lattice in multifrequency design, both featuring tunable geometry phases, are proposed. The last part of this thesis reports on real space pattern formations in tilted lattices of different geometries, resolved by using our quantum gas magnifier. This allows in particular the observation of a spontaneously forming density-wave breaking the underlying translational symmetry of the triangular lattice, which is ascribed to interaction-induced pair tunneling processes. Additionally, self-trapping and the formation of ring structures along equipotential lines are observed.